Wie ich zu meinem Namen kam


Geboren wurde ich als Philipp Wilhelm Wimmer.

Lange Zeit fand ich den Namen Wilhelm etwas arg antiquiert und konnte mich nicht sonderlich damit anfreunden — doch dann begriff ich, dass der Name zum Gesamtpaket dazugehört.


Und siehe da — er klingt auch noch so wunderbar aristokratisch!


Also entschied ich mich 2016 für Philipp W. Wilhelm als Künstlername.


Doch wie kam ich überhaupt zu meinem Namen?


1973 wohnte meine Mutter für kurze Zeit in München, um dort ihre Ausbildung zu absolvieren.


In der Freizeit trafen sich alle Auszubildenden bei Spieleabenden, die in einem Gebäude an der Leopoldstraße stattfanden. 
Der Gruppenleiter, ein junger Franzose namens Philipe, gestaltete das Programm, war Ansprechpatmer, wenn es Probleme gab und hatte immer ein offenes Ohr für die Jugendlichen. So setzte er bei den Verantwortlichen durch, dass aus einem Mensch-ärgere-dich-nicht-Abend (ja, das gab es damals noch!) ein Beatclub Dancing zur Musik der Stones wurde.


Zwanzig junge Leute rockten, was das Zeug hielt und prompt flatterte eine Beschwerde der Anwohner auf Philipes Schreibtisch.
Er nahm diesen Abend auf seine Kappe und die jungen Azubis, die noch in der Probezeit waren, kamen ungeschoren davon.

Die langweiligen Vorlesestunden, die sie eigentlich kulturell prägen sollten, wandelte er in heitere lmprotheater-Events um.


Eines Tages schleppte er einen Sack Klamotten die Treppe hinauf, die er bei der Ausmusterung eines Theaterfundus ergattert hatte und sie feierten ein ausgelassenes Kostümfest. Seit dieser Begegnung mit Philipe wusste meine Mutter, dass, sollte es eines Tages dazu kommen, ihr Sohn diesen Namen tragen würde!


Meinen Zweitnamen erhielt ich, da Mamas Familienname in der nächsten Generation nicht mehr weitergeführt werden kann. 
So sollte wenigstens der Erstgeborene namentlich mit der Familie verknüpft bleiben. 
Meinem Opa, passionierter Gitarrist und Sänger, hat es schon ein Schmunzeln entlockt, als sie ihm meinen zweiten Vornamen Wilhelm vorstellten.

So wie ihn kenne, hat er sich darüber gefreut.


Bevor diese Entscheidung getroffen wurde, musste erst ein hitziger Dialog über einen anderen Vornamen beendet werden. 
Hassan, ägyptischer Freund meiner Familie, war die inspirative Quelle, aus der mein Vater schöpfte und mir diesen Namen angedeihen lassen wollte. 
ln der orientalischen Kultur erstreckt sich der Verwandtschaftsverband über 

3–4 Generationen mit ihren Kindern und Kindeskindem und umfasst auch Großeltern, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. 


Meiner Mutter war klar, mit einem bi-religiösen Namen verliert man die Übersicht über den eigenen abendländischen Stammbaum und man wird von der morgenländischen Linie überrollt.

Aber da mein Papa nicht so schnell aufgibt, befragte er noch den örtlichen Pfarrer. 

Der setzte sich sehr nachdenklich mit der Frage auseinander und kam zu dem Entschluss, dass „Hassan“ als Zweitname nichts im Wege steht. 

Das Veto meiner Mutter hallte weit über unseren Vorgarten hinaus!


Ermutigt zog Papa in Erwägung, wenn auch nur kurz, Hassan als meinen Taufpaten einzusetzen.

Diese Aktion ist dann doch an den Statuten der katholischen Kirche gescheitert. Denn die Kirche stellt an den Paten die Anforderung, den Täuiling durch eine christliche Erziehung zu unterstützen. 
Bis zum Hochmittelalter war der Name Philipp in Westeuropa nicht gebräuchlich und lediglich in Byzanz verbreitet.

Da sich das byzantinische Reich bis zur arabischen Halbinsel und nach Nordafrika erstreckte, schließt sich der Kreis und meine Namenswuizeln bleiben auch ohne den Zweitnamen Hassan arabisch.


Tja, was soll ich sagen. 
Unwillkürlich hatte sich Mama damals schon für den richtigen Namen entschieden, 

obwohl sie ihren zukünftigen Mann, meinen Papa, sowie dessen Wahlverwandtschaften noch gar nicht kannte.


Aufgewachsen in einem kleinen niederbayerischen Dorf vernahm der kleine Philipp Wilhelm den Ruf der Schauspielerei recht früh, als er sich im Kindesalter  auf jedes Puppentheater stürzte, das seinen Weg kreuzte.

Sehr zum Leidwesen der Familie, denn die musste oft Inszenierungen mit opernhaften Ausmaßen ertragen.


Der geneigte Leser darf mir Glauben schenken: meine Oma bricht noch heute in Tränen der Verzweiflung aus, wenn sie an die vielen Stunden opernhaft-pseudospannender Unterhaltungsschlachten der Puppenköpfe im heimischen Wohnzimmer erinnert wird.


Doch dies war erst der Anfang:
Im Alter von 11 Jahren begeisterte mich das Musical „der kleine Horrorladen“ im Landshuter Stadttheater, 1999 sah ich im Regensburger Velodrom die Erfolgsinszenierung von Goethes „Faust“ mit Adele Neuhauser und Martin Hofer in den Hauptrollen.


Da war mir schlagartig klar: Das will ich auch machen. 

Und so wurde ich Schauspieler.


Als Fazit lässt sich sagen, dass theaterbegeisterte, weltoffene und künstlerische Menschen meinen Weg geprägt haben.